Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt by Alois Prinz

Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt by Alois Prinz

Autor:Alois Prinz [Prinz, Alois]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Biografie
ISBN: 978-3-407-74443-2
Herausgeber: Beltz
veröffentlicht: 2013-02-01T16:00:00+00:00


*** Etwa: Ich mag den Ton nicht, in dem sie spricht.«

Mit den Rosenbaums in Jarrells Roman haben Hannah Arendt und Heinrich Blücher noch eines gemeinsam, ihre Gastfreundschaft. Berühmt-berüchtigt sind die Silvesterpartys am Morningside Drive, zu denen jedes Jahr der ganze »Stamm« eingeladen wird. Norman Podhoretz, Mitherausgeber der Zeitschrift Commentary, berichtet, dass eine Einladung zu Hannahs Neujahrsparty bedeutete, dass man »es geschafft« hatte.

Hannahs Ansehen steigt noch, als sie 1954 einen der Literaturpreise der »National Institutes for Arts and Letters« für ihr Totalitarismus-Buch zugesprochen bekommt. »Hohe Ehre«, meint sie, »und eigentlich sehr komisch.« Auch die University of California in Berkeley hat sich bei ihr gemeldet und ihr einen Lehrstuhl angeboten. Aber sie will keine Professorin werden, jedenfalls nicht mit einer festen Stelle. Dafür hat sie eine zu schlechte Meinung über »berufsmäßige Denker«. Außerdem will sie Zeit haben für Reisen, für ihre Forschung, Zeit auch für Heinrich und ihre Freunde. Nachdem die Universität in Berkeley aber nicht locker lässt, sagt Hannah zu, im Frühjahr 1955 für ein Semester nach Kalifornien zu kommen. Das fällt ihr schwer genug, weil sie fast vier Monate lang von Heinrich getrennt sein wird.

Die Sommerferien 1954 verbringen Hannah und Heinrich wie fast jedes Jahr in Palenville, einem Dorf in den Catskill Bergen, nördlich von New York. Sie wohnen dort im »Chestnut Lawn House«, einer kleinen Bungalow-Anlage. Heinrich bereitet in Ruhe sein nächstes Semester vor. Und Hannah kann schwimmen gehen, was sie leidenschaftlich gerne tut, und sie kann ungestört an ihren Manuskripten arbeiten und Briefe schreiben. Ab und zu kommen Freunde vorbei wie Rose Feitelson, die Hannah dabei hilft, ihre englischen Texte zu verbessern. Auch Mary McCarthy ist eingeladen. Aber sie hat keine Zeit. Sie muss sich um ihren Sohn Reuel kümmern und an ihrem neuen Roman weiterschreiben. ihre Gedanken kreisen dabei ständig um die Frage, ob das, was sie schreibt, auch Hannah gefallen wird. Das wirkt manchmal eher hemmend auf sie, besonders wenn in ihrem Buch »Sex auftaucht«: »Während einer Verführungsszene, die ich gerade schreibe, zupfst du mich am Ärmel und sagst: ›Stopp‹. Und deine Proteste waren in meiner Phantasie so wirksam, dass ich alles umgeschrieben habe und alles aus der Sicht des Mannes schreibe statt der der Heldin.«9

Mary hat ihre Pläne, Rechtsanwältin zu werden, wieder aufgegeben. Sie musste einsehen, dass die Ausbildung einfach zu lang und aufwendig sein würde. Die Tage des Kommunistenjägers Joseph McCarthy scheinen auch ohne ihr Eingreifen gezählt zu sein. Im Herbst findet das so genannte »Arrny Hearing« statt, in dem die ganze Verfolgungshysterie der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Und im Dezember 1954 spricht der Senat einen Tadel gegen McCarthy aus, womit dieser und seine Helfershelfer politisch erledigt sind und der ganze Spuk ein Ende hat. Dieser Spuk bleibt ein dunkles Kapitel in der amerikanischen Geschichte. Viele Existenzen wurden zerstört, Menschen sind in den Selbstmord oder außer Landes getrieben worden und das Vertrauen in die Regierung hat nachhaltig Schaden genommen.

Anfang Februar 1955 reist Hannah mit dem Zug nach Kalifornien, um an der Universität in Berkeley ihre Gastprofessur wahrzunehmen. Es ist das erste Mal, dass sie von Amerika mehr zu sehen bekommt als New York und Umgebung.



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